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STADTGESPRÄCHE
Reihe 50 Jahre Studentenbewegung 1968: Interview mit Prof. Birger Priddat

"Offene Räume"

SFDA, Sozialistische Front der Arbeiter, diese vier Buchstaben wiesen den Weg, der Prof. Dr. Birger P. Priddat, durch die rebellischen Jahre leitete, die Historiker später als die 68er-Studentenbewegung in die Geschichtsbücher schrieben. Der Volkswirt und Philosoph, inzwischen Seniorprofessor für Wirtschaft und Philosophie an der Universität Witten/Herdecke (UW/H), findet das Befreiende des damals Erkämpften bei der heutigen Studentengeneration nicht wieder. Andere Ansätze studentischen Gestaltungswillens lassen ihn dennoch hoffen.

Maschinenbauarbeiter, Ingenieurstudium, vorher Kunst, dann Ökonomie, Philosophie, Politikwissenschaft, Geschichtswissenschaft, spannender kann ein Studentenleben kaum laufen, noch dazu in der in den 1968er Jahren politisch hochemotionalisierten Hansestadt Hamburg. Alles "ganz normal", sagt Priddat, „wer hat denn damals geglaubt, dass er einmal einen Beruf haben wollte? Wir wussten, wenn wir studieren, dass wir danach auch einen Beruf kriegen. Studieren war eine Lebenszeit, die kommt nie wieder.“

Locker ging es dann irgendwann auch beruflich irgendwie weiter. Lehrtätigkeit an der Hochschule der Künste in Berlin ("Das war sehr nett, nur Designerinnen, nur Mädels."), mehrere Assistenzen bei Finanzwissenschaftlern und Politologen, ein Projekt am sozialwissenschaftlichen Reemtsma-Institut und schließlich 1991 der Lehrstuhl für Volkswirtschaft und Philosophie der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der UW/H, von 1995 bis 2000 als Dekan der Fakultät.

Partei- und gesellschaftspolitisch fand Priddat schon als Schüler erst bei den Jusos eine Heimat, schloss sich dann aber schon mit 17 dem SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) an. Auch der IG-Metall trat er einmal bei, und schnell wieder aus ("nicht klassenkämpferisch genug"). Sein SPD-Parteibuch musste er abgeben, weil ihn die bürokratischen und juristischen Verweise störten, mit denen er behelligt wurde, weil er seine Beiträge nicht pünktlich bezahlt hatte.

Priddat wurde 1950 in Leuna in der damaligen DDR als Sohn eines Schriftsetzermeisters geboren und wuchs nach seiner Übersiedlung in Celle, später in Uelzen in Niedersachsen auf. Er wohnt und lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Witten.

StadtZEIT Herr Prof. Priddat, welche Eindrücke aus Ihrer Studentenzeit in den 1968er Jahren sind Ihnen heute noch besonders präsent?

Priddat Ich hatte nie das Gefühl gehabt, ich schaffe was nicht oder ich verpasse was. Das war immer alles hochenergetisch. Wäre ich nicht Professor für Wirtschaft und Philosopie geworden, wäre es etwas anderes geworden. Diese Fachenge heute, klar, man musste irgendwann eine Prüfung machen. Aber studiert, das Fach hat man doch gar nicht so ernst genommen. Auch Wirtschaft habe ich erst später als Assistent sozusagen genauer durchdacht, während des Studiums nicht. Man hat seine Scheine gemacht, ging ja alles schnell, alles nicht so aufwändig.

StadtZEIT Welche politischen Ambitionen verbinden Sie mit Ihrer Studentenzeit?

Priddat Ich war Mitglied einer kleinen Gruppe, 30 Leute, SFDA, Sozialistische Front der Arbeiter, keine universitäre Gruppe, da waren richtige Arbeiter drin. Der Vorsitzende war Möbelpacker oder Teppichverleger, ein Ingenieur war dabei, auch Studenten, drei Schüler, ein paar andere Arbeiter und einige Angestellte, eine bunte Mischung, die alle nichts mit diesen marxistisch-leninistischen Parteien oder der DKP zu tun haben wollten. Wir haben in Richtung Selbstorganisation, Selbstbestimmung gedacht. Ich habe mich damals mehr für Theorie interessiert. Dieses Anwendungszeug, Frauenfrage, Genderfrage, Anwendungspolitik, fand ich alles uninteressant. Ich wollte mehr Theorie. Darin habe ich mich von vielen anderen unterschieden. Die wollten Remmidemmi, die wollten Demonstrationen, die wollten handfeste Politik. Das war mir alles ein bisschen zu pupertär. Ich dachte, mit ein bisschen Rumprügeln, ein bisschen Demonstrieren kann man doch keine Gesellschaft machen. Ich habe mich davon abgesetzt, bin auch nicht in die Hippievariante gegangen. Viele sind in die Hippievariante gegangen. Aufregung, Klassenkampf, damit hat's nicht geklappt, dann ab in Haschisch und in die Drogen. Ich war konsequent und bin mit meinem Theoriewunsch in die Wissenschaft gegangen.

StadtZEIT Was, denken Sie, waren die Ursachen der 68er-Studentenproteste?

Priddat Im Grunde waren wir von der Politik enttäuscht. Wir hatten keine Ahnung, was Politik ist, sahen da aber nur alte, dicke Männer. Und dann haben wir rausgekriegt, dass die ja alle teilweise Nazis waren oder die Nazis zugelassen hatten. Und dann waren sie teilweise unsere Väter. Als wir das begriffen, waren wir ziemlich erschrocken über die Väter. Sehr viele haben sich von ihren Familien getrennt. Ich erinnere mich an einen aus Wuppertal mit einer Seifenfabrik, der hat sein Erbe nicht ausgeschlagen, er hat zwei Millionen D-Mark dem Vietkong geschenkt, um seinen Vater zu ärgern. Er selber hatte ja nichts davon. Das war etwas extrem, aber ich habe auch mit meinem Vater ein Jahr nicht geredet. Ich habe gesagt, Leute, ihr habt uns nichts gesagt, ihr habt uns nichts erklärt, ihr habt uns reingerissen, wir müssen hier euer Mantra, diese Schmach, diese Schuld austragen, das geht nicht. Wir wollen mit euch nichts zu tun haben. Wir wollen euch auch abwählen. Die Revolution hätte auch demokratisch ablaufen können. Dass man eine Partei gründet, die einfach abwählt. Nur wollten wir keine Partei, das war ja bürgerlich, wir wollten auf die Straße.

StadtZEIT Die Nazivergangenheit der Elterngeneration war aber nicht die einzige Triebfeder der Proteste.

Priddat Luxus für alle, das ist die zweite Komponente, es war eine Kulturrevolution. Wir haben erstmals ganz andere Sachen gegessen, Muscheln, Krebse und so was, und fanden, dass so was auch schmeckt und gar nicht so teuer ist.

StadtZEIT Die ersten griechischen Restaurants machten damals auf ...

Priddat ... ja, wir waren nur bei den Griechen. Wir haben uns allerdings auch mit den Griechen mal geprügelt, einige waren mehr Stalinisten, mit denen haben wir uns geprügelt. Auch die ersten Türken kamen, die konnten wir gar nicht einschätzen, und Marrokaner. Wir haben die Kulturfrage gestellt. Warum hocken wir hier in Deutschland, das sind ja auch interessante Kulturen. Und die Kulturfrage im Sexuellen natürlich. Und radikal in der Kunst. Im Sexuellen wollte man auch radikal sein, hat aber nicht so ganz geklappt. Aber Öffnung schon. Warum muss man eine feste Freundin haben? Man kann zwei haben oder keine, oder mal drei. Klappte alles nicht so, aber ein bisschen schon.

StadtZEIT Was war sonst noch anders im Studentenleben vor 50 Jahren?

Priddat Plötzlich waren Dinge möglich, die man früher für unmöglich gehalten hat. Wir haben alle Bart getragen, was nichts bedeutete letztendlich, lange Haare natürlich, wir konnten uns untereinander auch ein bisschen erkennen. Parka hat man angezogen, Jeans und Parka, Uniformen eben. Aber das Entscheidende, was mich geprägt hat, man konnte in Deutschland rumfahren, überall hatte man Genossen, bei denen man wohnen konnte. Wohngemeinschaften, die waren plötzlich das neue Modell. Tausende von Wohngemeinschaften in ganz Deutschland, drei, vier, fünf, sechs Leute in großen Wohnungen. Die waren unverkäuflich, unvermietbar, die haben die aber gemietet. In Hamburg, ein Freund in der Isestraße wohnte mit anderen in einer Zwölfzimmerschlucht für 500 Mark oder so. Wir haben die damals alle zerwohnt. Heute sind das Luxuswohnungen, dafür müssten die 5 000 Euro im Monat zahlen. Wir waren aber auch viel auf Reisen, überall hin. Man klingelte nur, sagte, hallo Genossen, und konnte da wohnen. Man konnte auch mitessen. Vielleicht legte man mal einen Zehn- oder Zwanzigmarkschein auf den Tisch. Das war sensationell, freizügig. Wir fuhren auch fast umsonst per Anhalter, das war ganz selbstverständlich. Wir waren hochmobil. Wenn eine Demonstration in Frankfurt war, sind wir da hingefahren, wenn eine in Berlin war, sind wir hingefahren, oder in Lüneburg. Man konnte per Anhalter massenhaft reisen. Wir haben mit wenig Geld recht gut gelebt, und wenn einer mal Geld hatte, legte er es auf den Tisch. Für alle, das war selbstverständlich. Da sind Verhaltensweisen entstanden, die ich interessant fand, die natürlich alle wieder verschwunden sind. Ich hatte vorher nicht gedacht, dass man so leben kann. Also das Kulturrevolutionäre, das war was.

StadtZEIT Wenn man Ihnen so zuhört, Sie kommen so richtig in Fahrt.

Priddat Ich habe mich dadurch auch zur Kunst hingezogen gefühlt, Malerei, Skulpturen, die ich vorher nie gesehen hatte, plötzlich öffnet man sich diese Radikalität, die auch von anderen gefordert und anerkannt wurde. Die haben wir auch gelebt mit einem wunderschönen Leben. Alles war witzig, heiter, erotisch. Wir hatten auch keine Probleme. Man wusste gar nicht, was Probleme sind. Wir haben gesagt, mein Gott, dann lös die doch sofort. Oder das eine Problem, wenn dir das nicht gefällt, nimm dir doch ein anderes. Das, finde ich, sind Haltungen, die ich heute noch habe, die aber heute viel mehr kollidieren mit der Gesellschaft als damals. Wir hatten natürlich auch mal Angst oder Wut, man wurde auch mal verprügelt oder verhaftet, was alles so passiert. Wir haben aber alles durchlebt und immer das Gefühl gehabt, wir sind auf der Seite derer, die die Gesellschaft prägen. Im gewissen Sinne haben wir das auch kulturell, aber politisch natürlich überhaupt nicht. Die, die in die politischen Parteien gegangen sind, sind in den normalen Wegen verrottet, in den Institutionen umgedreht worden.

StadtZEIT Die Grünen gab es 1968 als Sammelbecken rebellischer Lebensformen noch nicht.

Priddat Die Grünen habe ich von Anfang an skeptisch beurteilt, weil ich dachte, das ist so eine Art anthroposophische Bewegung. Da sind so viele Konservative drin, die die Erde lieben. Ich dachte, das ist ja Blut und Boden, oh Gott oh Gott, bloß nicht. Das hatten wir doch alles in den dreißiger Jahren, Heimat, Bäume, Erde. Zu Anfang war ich sehr skeptisch. Später, als wir mit der Ökonomie wissenschaftlich auch mehr mit Ökologie machten, ist einiges klarer geworden. Aber die Leute waren mir immer zu moralisch. Ich hatte ja, wenn, dann eine klassische politisch-ökonomische Theorie, aber doch keine Moraltheorie. Politik aus Moral, ich dachte, das wird ja fürchterlich, wenn die gewinnen, setzen sie ja die Normen. Bei den Grünen haben wir häufig auch das Gefühl, dass sie die Normen setzen. Autofahren verboten, oder nur noch 120, keine Kernkraftwerke mehr, das ist vielleicht alles sinnvoll, aber sie wollen immer verbieten und regeln. Ich dachte, das ist ja fast wie in der DDR. Die Grünen sind für mich gelebte DDR, nur mit der Nettigkeit der Sonnenblume. Da war ich sehr vorsichtig. Ich war nachher Sozialdemokrat, das fand ich richtig, eine Modernisierungs- und Reformpartei, was sie leider nicht mehr ist, das haben sie alles verloren. Ich dachte, na ja, Willy Brandt, den ich revolutionär gesehen natürlich lächerlich fand, aber immerhin, er hat so einen Impuls gegeben, Reform der Gesellschaft.

StadtZEIT .. und Aussöhnung mit dem Osten ...

Priddat ... ja, er übernahm etwas von der 68er-Bewegung, zu viel Frieden, zu viel Moral, aber immerhin, dachte ich, da ist ein Impuls. Ich habe das über längere Zeit als passives Mitglied begleitet. Später habe ich Leute aus der SPD beraten, Gabriel, als er noch Ministerpräsident in Niedersachsen war (1999 - 2003, Anm. d. Red.), und dann auch Schröder (Bundeskanzler, 1998 - 2005, Anm. d. Red.) in Berlin. Das war ganz interessant. Aber der Mann war egoman, der war beratungsresistent. Der wusste immer schon, was er wollte. Außerdem kriegt man kein Geld, man wird nur eingeladen, ehrenhalber. Ich dachte immer, wenn man ernsthaft beraten sollte, müsste man auch richtig arbeiten. Das wollte er aber gar nicht. Ein bisschen Diskutieren, das reichte, und ordentlich Rotwein.

StadtZEIT Kamen Sie in den Folgejahren auch mit den extremistischen Auswüchsen der 68er-Studentenrevolten in Kontakt?

Priddat Ich habe zwei Leute gekannt, die RAF-Sympathiesanten waren. Dann sind auch welche von denen nachts von der Polizei ausgehoben worden, weil man dachte, da gibt’s Unterlagen. Die kamen mit 20 Leuten mit Maschinenpistolen, hat mich aber nicht so berührt. Die RAF fand ich kindisch. Wie soll man mit einer Pistole oder Maschinenpistole durch Erschießen von ein paar Leuten das System ändern? Das habe ich nicht verstanden. Ausbruch von Verrücktheit und persönlicher Not. Das war überhaupt keine Alternative. Die anderen, diese Marxisten, Leninisten, wie die alle hießen, Maoisten waren radikale Zänker, auch die Trotzkisten. Die haben geschimpft, dogmatisch, wir gegen die, ich dachte, damit kann man doch keine Politik machen. Das waren Egoisten und Narzisten.

StadtZEIT Treffen Sie sich heute noch mit Weggefährten aus der Zeit, gibt es noch 68er-Zirkel?

Priddat Nein, es gibt keine Zirkel mehr. Wenn man sich trifft, nach der zweiten Flasche Rotwein knüpft man nochmal an. Viele haben das auch schon vergessen. Aber es gibt so eine Wiedererkennungsmelodie. Viele sehen das romantisch, oh Gott, was hätten wir alles machen können. Mehr haben wir nicht mehr. Die 68er haben einen Impuls gegeben, der jetzt mit meiner Generation ausstirbt. Das liegt aber auch an dem idealistischen Impuls selber, dass da nichts konkret rauskommen konnte. Die Cleveren haben Karrieren aufgebaut, in der FDP und vor allem in der SPD, aber auch in der CDU. Da sind auch 68er dringewesen. Die haben sich gewandelt und gedreht, damit sie ihre Karrieren machen konnten. Viele sind in die Wirtschaft gegangen, vor allem ins Verlagswesen und zu den Medien. Rethorisch begabte Menschen gehen in rethorisch ausgefuchste Verlage, Zeitungen, Fernsehen. Da sind viele hängengeblieben, auch in der Kunst, beim Theater. Jetzt sterben sie aus. Ihre Kinder wollen genau das Gegenteil. Die wollen das Zeug nicht hören und finden das auch ..., mein Gott, wie ward ihr komisch. Gut, dass wir nicht dabei waren. Sie haben aber selbst keinen politischen Impuls, eher sogar dagegen. Wenn du links warst, dann bin ich jetzt rechts, solche Momente gibt es schon. Aber in der Zeit, ich würde sagen, in den 70er, 80er Jahren, ist die Gesellschaft verwandelt worden, in Fragen der Toleranz gegenüber Geschlechtern, gegenüber der Sexualität, gegenüber fremden Kulturen bis hin zu Änderungen der Essgewohnheiten. Wir waren sehr beteiligt an der Änderung der Essgewohnheiten in Deutschland.

StadtZEIT Erinnern Sie sich auch an konkrete Ereignisse 1968, Hamburger Hafenstraße vielleicht?

Priddat Das war alles später. Molotowcocktails ins Pan-American-Fenster, das ja. Alles war anti Amerika, gegen den Vietnamkrieg. Irgendwelche schrecklichen kommunistischen Partisanentruppen, wir wussten gar nicht, was für schreckliche Leute das waren, wir haben die nicht geliebt, aber sie waren unsere Verbündete im Kampf gegen Amerika. Ich erinnere mich auch an Polizeiketten. Die Polizei war schlecht bewaffnet und auch ungeschickt. Wir haben die weggetrieben. Dann kamen sie mit den Wasserwerfern, dann mit Gas in den Wasserwerfern, das war dann schon schwierig. Zweimal bin ich auch verhaftet worden. Man wurde mit dem Wagen rausgefahren in irgendwelche Polizeikasernen, über Nacht ohne Essen, ohne Trinken. Am nächsten Tag wurde man wieder freigelassen. Ich habe auch Institutsbesetzungen an der Uni mitgemacht, wo wir den Cognac des Dekans ausgetrunken haben, ein bisschen Papier kaputtgerissen, eigentlich waren wir nur unordentlich, bis die Polizei uns rausgeräumt hat. Symbolpolitik.

StadtZEIT Welche Folgen hatten die Verhaftungen?

Priddat Ich bin einmal registriert worden, 1972 gab es eine Amnestie. Alle Unterlagen wurden vernichtet und fertig. Ich habe nie ein Verfahren gehabt. Ich hatte eine Akte. Aber wissen Sie, das war uns so egal. Der Staat, wer war denn das? Der war doch lächerlich. Wir konnten den Staat knicken, wir konnten ihn lächerlich machen, wir konnten ihn umgehen. Wir haben viele illegale Sachen gemacht, weil wir dachten, der Staat ist sowieso schwach, der erwischt uns nicht. Wir spielten ein Spiel, wir gegen den Staat, wir gegen die Eltern, wir gegen die Kultur. Das war im Grunde immer so eine Inszenierung. Wer spielt welche Rollen, welches Spiel spielen wir, was machen wir, damit wir viel zu lachen haben. Das war so eine heitere Zeit, kann ich mit gar nicht mehr vorstellen. Bis ich 40 war, bis ich eine Familie hatte, war ich völlig unbeschwert. Ich dachte immer, mein Gott, wir haben definiert, wie das Leben ist, wir leben so, wie wir wollen, da kann uns keiner was, und wenn irgendeiner sagt, das geht nicht, dann haben wir den ausgelacht. Was bist du für eine rückständige Type, du kleinbürgerlicher Bock? Wir waren auch unanständig, frech, auch aggessiv, aber immer nur zusammen, alleine nicht. Es war eine schöne Zeit, aber das ist doch unwichtig, das ist doch nur privat. Es war eine Entdeckungszeit für die Gesellschaft. Viele aus der Gesellschaft haben sich das angekuckt und wollten auch so werden. Ich erinnere mich noch, in unserem SFDA waren ja auch Arbeiter, die haben uns beobachtet und gesagt, hallo, warum soll ich das Leben eines Arbeiters verbringen, das ist doch Scheiße. Ich will auch so leben wie die. Und dann haben sie ihr Abitur nachgemacht, Fachhochschule, und sind dann Lehrer geworden oder Sozialarbeiter oder so was. Wir dachten immer, wir arbeiten mit dem Proletariat zusammen für die Revolution, dabei waren wir nur das Aussteigermodell (lacht) für manche, die das genau beobachtet haben. Sie haben gedacht, Mensch, Mensch, die leben hier ein schönes Leben, so teuer ist das gar nicht, reich sein muss man dazu nicht.

StadtZEIT An der UW/H unterschreiben Studierende einen 16-seitigen Vertrag, bevor sie einen Seminarraum von innen sehen. Haben Sie diese Uni nicht als krassen Kontrast zu Ihrem eigenen Studentenleben gesehen?

Priddat Das kann man nicht sagen. Ich fand die Privatuniversität Witten deswegen gut, weil sie anarchische Züge hatte. Als ich anfing 1991, gab es sehr viele informelle Regeln, sehr viel individuelle Entscheidbarkeit, das war schon mal ganz anders als an staatlichen Hochschulen mit ihren hochschulrechtlichen Verbindlichkeiten und dergleichen. Das hat sich bei uns auch ein bisschen geändert, weil der Wissenschaftsrat ständig kontrolliert, ob wir auch alles richtig machen. In dem Sinne passte man sich an. Ich hätte zum Beispiel die Bolognareform mit dem Bachelor nicht gemacht, diesen ganzen Bürokratisierungsquatsch hätte ich nicht gemacht. Aber es sind auch andere Kollegen, andere Generationen, die unter anderen Umständen groß geworden sind, die überhaupt nicht kannten, welchen Freiraum wir hatten. Die sich für mich immer schon gerne freiwillig Regeln unterwerfen. Aber nein, diese Universität, ich hätte auch woanders hingehen können, aber als ich merkte, was hier an Freiheiten möglich ist, dachte ich, mein Gott, eigentlich eine 68er-Universität. Was gar nicht stimmte, weil die jungen Leute ganz anders waren. Die waren mehr so hippie und öko, damals, heute nicht mehr. Heute gibt’s auch öko, aber viel weniger. Heute gibt’s mehr so Leute, die Beruf machen wollen. Ich lache die immer aus (lacht), sage, Beruf, wenn ihr gut seid, was kriegt ihr dann noch? Macht doch erstmal euer Leben, denkt doch über euch nach. Das ist die einzige Zeit, in der ihr lesen, nachdenken oder vertiefte Freundschaften aufbauen könnt. Später habt ihr keine Zeit mehr dazu. Aber die meisten wollen schnell einen Job. Warum, damit ihr mit 40 einen Burnout habt und dann sozusagen zwangspensioniert werden müsst? An einer staatlichen Hochschule ist das noch viel rigider, da gibt’s genaue Pläne, wann was gemacht werden muss, wie was beurteilt werden muss, welche Inhalte gemacht werden müssen. Die Karriereanpassung, die Anpassung der Studiengänge, die Modulhandbücher, wo immer drinstehen muss, dass auch ungefähr das Gleiche gemacht wird, damit die Übertragbarket von einem auf die anderen gewährleistet ist, das versaut das Feld. Denn alle müssen ungefähr das Gleiche studieren. Das ist natürlich Wahnsinn. Man bräuchte nur eine Universität mit einer Million Studenten (lacht). Nein, diese Individualität oder diese individuellen Felder und Freiheitsräume, die man früher hatte, in Witten war das noch erkennbar. Vielleicht wäre es übertrieben zu sagen, dass das eine 68er-Universität ist, aber sie hatte Momente davon, die mir passten, die mir sehr gut passten.

StadtZEIT Was unterscheidet die heutige Studierendengeneration von der vor 50 Jahren, Ihrer Meinung nach?

Priddat Die vierte oder fünfte Generation, die ich erlebe, man rechnet immer so zwischen 10 bis 15 Jahre. Die Leute sind nicht mehr gebildet, die haben kein Wissen und keine Bildung. Die Schulen haben sich anscheinend geändert. Wissen Sie, ich komme noch aus einem humanistischen Gymnasium. Ich weiß, was Standards und Anforderungen sind. Ich habe heute das Gefühl, dass die Leute Anforderungen nicht gewachsen sind. Geschichtlich sind sie null, totales leeres Tablett, und sprachlich, also schrift- und sprechsprachlich, sind sie nicht gut ausgebildet. Die können teilweise besser Englisch als Deutsch und sie sind im Denken nicht geschult. Das muss man ihnen alles beibringen. Das heißt, was damals die zwölfte und dreizehnte Klasse gemacht hat, müssen wir heute nachholen. Die sind seltsam ungebildet, dafür sind sie in anderen Sachen ganz gut, die für mich nicht wichtig sind oder nicht wichtig waren.

StadtZEIT Leisten die Studierenden gegenüber ihren Kommilitonen vor 50 Jahren nicht auch Beachtliches, zum Beispiel bei der Verwaltung des Hochschulbetriebs der UW/H?

Priddat Die sind gut im Organisieren, im Managen und so was, nicht im Nachdenken. Interlektuell sind sie nicht so pfiffig. Sie sind smart aber nicht interlektuell, so kann man es vielleicht sagen. Das ist eben anders, das muss man auch akzeptieren. Ich mache immer auch das Auswahlverfahren mit, manchmal kippe ich vom Hocker, was da für Leute kommen. Ich will gar nicht klagen, aber es ist eben eine andere Gesellschaft.

StadtZEIT Könnte der Verlust an studentischer Freiheit und Interlektualität, wie Sie es beschrieben haben, auf längere Sicht auch der Gesellschaft oder der Volkswirtschaft schaden?

Priddat Ja, die sehe ich jetzt aber weniger bei den Studenten, sondern mehr bei den Kollegen, den Wissenschaftlern. Das heißt, die Wissenschaft, die heute fachlich eng und manchmal noch verspielt dies und das macht, wird plötzlich aufgerüttelt durch Leute, die meinen, dass jetzt wieder Klarheit herrschen muss, große, ich weiß nicht was, Werte oder so was. Es muss ja nicht das alte Zeug sein, irgendwas Neues. Jedenfalls kommen eine große Ordnung und straffe Typen, die die Sache ordnen. Und alle sind dafür empfänglich, weil sie heute so überindividuell, überliberalisiert sind, dass dann plötzlich so etwas wie eine große neue Ordnung und Ordentlichkeit von allen gerne gemocht wird. Weil dadurch ihr eigenes Leben, das sie nicht mehr urteilsmäßig sortieren können, sortiert wird. Da kommt was auf uns zu. Muss nicht die AfD sein, es muss auch nicht rechtsradikal sein, aber es wird eine strengere Ordnung mit einer hohen Selektion, bei der höhere Nachdenklichkeit, Reflexion, Interlektualität beiseite gedrängt wird. Ich merke manchmal schon, die schlechten Leute in der Wissenschaft, wie die in diese Richtung driften. Sie wissen selber, dass sie nichts händeln können, sie selber schlingern und wissen mal dies, mal das und bereiten sich innerlich darauf vor, dass ihnen mal jemand sagt, wo es langgeht. Das zeigen sie auch schon. Ich habe mehrere Kollegen erlebt, die nach rechts abgedriftet sind. Das finde ich nicht notwendig, aber eine härtere, straffere Haltung und Begriffsbestimmung, Deutlichmachung von Leitbildern, da wird etwas passieren. Die Studenten werden das natürlich mitmachen, weil sie nichts anderes kennen. Sie kennen diese Übergänge nicht, es gibt dort keinen Widerstand. Alles, was ihnen hilft, die Welt klarer zu sehen, und wenn sie ihnen von anderen so eingeordnet wird, das werden sie gerne aufnehmen. Die haben Schwierigkeiten, Komplexität zu denken und auszuhalten. Die wollen immer wieder reduzieren. Kann man das nicht einfacher sagen, kannst du nicht mal die Alternative klarer bestimmen? Dann sage ich, nein, die Welt ist völlig intransparent und es ist doch toll, dass wir uns darin bewegen lernen und aushalten, dass das so ist oder auch anders sein kann. Dann gucken sie mich groß an und sagen, sie würden gern die Dinge ein bisschen straighter erklären. Kann sein, dass das überhand nimmt, dieses straighter Erklären, weil ihnen die Welt zu verspielt ist, und Reflexion ist ihnen nur ein höheres Verspieltsein, ohne ihnen Hinweise zu geben. Aber wenn man nachdenkt, ist es eben nicht mehr einfach.

StadtZEIT Zu verspielt? Wie meinen Sie das?

Priddat Man probiert mal dies, man probiert mal das, auch zu denken. Der Gegenbegriff ist die big story, die große Erzählung, mit der Folge, dass keiner mehr weiter als drei Meter denken kann. Tiefsinn als Schwachsinn. Sie gehen tief rein, aber sie wissen gar nicht, warum, was ist denn da nebenan. Das ist eine Tendenz, die hilft, diese Verwirrung und damit diesen Wunsch nach Ordnung voranzutreiben, wenn man sozusagen nur segmentär ist, dann muss eben ein anderer das Gelände definieren. Darüber können sie nicht mehr nachdenken. Früher konnten die Leute, die tief bohrten, auch noch das Gelände denken. Das fehlt, und dieses den Studenten beizubringen, ist nicht so einfach. Man muss immer wieder öffnen, zeigen, Dinge breiter setzen, relativieren, was du jetzt hier so wichtig findest, ist im Verhältnis zu anderem überhaupt nicht so wichtig. Denk mal die Welt größer, denk mal die Welt. Vielen fehlen auch die Begriffe. Die Sprache ist ganz arm geworden. Wir haben im Durchschnitt 8 000 bis 10 000 Begriffe, die haben vielleicht 4 000. Dass wir aber auch vielleicht 20 000 haben könnten, da denken nicht mal wir beide dran. Letztlich ist man als Professor immer nur mit Leuten zusammen, die längst in einem sozialen Feld sind von Eltern, Schule, Bekannten, Netzwerken, Medien. Das heißt, dass man durch Aussagen, durch Arbeit das Feld nicht wirklich räumen kann. Man kann immer nur Dinge, die keimhaft dort schon sind, wieder entfalten. Aber man kann nicht gegen die Gesellschaft und ihre Sozialisation arbeiten. Das ist anders als früher. Die Leute können auch nicht mehr lesen. Wenn ich denen für ein Seminar drei Bücher gebe, 1 000 Seiten, fallen die um.

StadtZEIT Wenn man Politikern zuhört oder Kommentare in Zeitungen liest, leben in diesem Land doch alle so frei wie nie zuvor.

Priddat Die Leute haben aber kein Gefühl mehr für Emanzipation und Freiheit, was sie eigentlich haben könnten. Jeder könnte das, was die 68er gemacht haben, auch wieder machen, sich die Freiheiten nehmen. Aber die gesellschaftlichen Grenzen sind enger gezogen. Es sieht alles so leicht und locker aus, aber sie sind enger gezogen. Diese ganze Diskussion über "me too" (Frauenbewegung, die erlebte und vorher verschwiegene sexuelle Übergriffe von Vorgesetzten etc. anklagt, Anm. d. Red.), also wir haben früher alles gemacht, und keine Frau ..., die Frauen wurden natürlich schon machohaft angegangen, das ist klar, aber andererseits waren sie auch wieder in einer Weise dabei, was heute alles nicht möglich wäre. Natürlich hat man ständig ironisch-erotische Bemerkungen gemacht, ständig, jeden Tag Hundert. Also wir wären 17 000 Mal in den Knast gekommen unter diesen Bedingungen heute. Wir wollten diese Spiele, die Frauen wollten sie auch. Natürlich haben sie manchmal den Kürzeren gezogen, das weiß ich schon. Nicht umsonst kam nachher diese feministische Reaktion darauf auf. Aber andererseits war es auch gleichzeitig ein ungeheuer spannnendes Gesellschaftsspiel, natürlich auch mit Erotik mit Kindern, ich weiß, das ist alles schwierig. Heute wird das als schwierig betrachtet, damals war es als Emanzipation gedacht. Die Frage ist natürlich, für wen, eher für die Erwachsenen oder für die Kinder? Ich will nur sagen, da waren ganz andere Räume offen bis hin nachher in die Drogenräume. Wir haben Leute gehabt, die haben Drogen zuhause angebaut und zum Abendessen verteilt (lacht), das war der Übergang in den kognitiven Verfall, das hat mit Denken und Urteilen nichts mehr zu tun. Da ging's um easy going, Rumsitzen, Chillen, Trinken, Rauchen.

StadtZEIT Noch einmal zu Ihnen als Volkswirt, sehen Sie einen Zusammenhang zwischen kultureller, vielleicht sogar anarchistischer Vielfalt und wirtschaftlichem Erfolg einer Gesellschaft?

Priddat Das kann man nicht sagen. Damals war die Situation die, dass wir noch gute Wachstumsraten hatten. Man hatte zwar das Gefühl, das Wachstum der 50er, 60er Jahre geht nicht endlos weiter, da wusste man schon was. Aber wesentlich war dieses kulturelle Moment und das kulturelle Moment war Öffnung. Die gesamte Medienseite, der Markt wurde erst gerade gemacht in der Zeit. Von Film, Fernsehen, Zeitung, Zeitschriften, mehr gab's ja noch nicht. Pornos natürlich, das wurde alles gemacht, groß aufgebaut. In dem Sinne waren die 68er sogar ein Wachstumsimpuls, der natürlich auf dieser Event- und Kulturseite der Gesellschaft lag. Während die andere Seite erstmal kaum davon berührt war, Industrie blieb Industrie, das Design änderte sich langsam, mehr Elektronik kam langsam auf, ich kann aber nicht sagen, ob diese Art der Verlebendigung, es ist eine Verlebendigung gewesen, ein Aufbrechen starrer Normen, ob das nun ..., sagen wir so, es setzt voraus, dass man eigentlich in einer Wachstumsgesellschaft ist. Ich glaube nicht, dass das in einer armen Gesellschaft ohne weiteres möglich wäre.

StadtZEIT Nun leben wir in wirtschaftlich guten Verhältnissen, wenn man der Kanzlerin Merkel glauben will. Wäre das nicht eine gute Gelegenheit gerade für Studierende, nach 50 Jahren mal wieder ordentlich auf die Rebellenpauke zu hauen? Deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt sinken doch rapide, wie Sie vorhin ausgeführt haben.

Priddat Das interessiert mich ja immer, warum die jungen Leute nicht renitent werden und alle Parteien abwählen. Weil, um die Jungen kümmert sich niemand. Die Parteien sind Rentnerparteien, weil da die größeren Mehrheiten sind. Da werden die Ressourcen verteilt. Vielleicht gibt’s ja irgendwann einen Schock. Nicht Jamaika (nach der Bundestagswahl 2017 sondierte und abgelehnte Koalition von CDU/CSU, FDP und Grünen, Anm. d. Red.). Ich finde, Herr Lindner (aktuell FDP-Vorsitzender, Anm. d. Red.) sagt völlig berechtigt, warum soll ich meine Prinzipien aufgeben, wenn kein bisschen von meiner FDP da drin erscheint, dann brauche ich da auch nicht mitmachen. Das ist ein Beginn einer Radikalität. Er ist noch jung genug, um das zu machen. Er könnte ein Modell werden für andere. Dass sie sagen, wir wählen euch überhaupt nicht mehr, weil, wir müssten ja eigentlich auswandern, damit wir nachher eine gute Rente kriegen. Diese Rebellion muss aber in den Parteien kommen. Es könnte ja sein, dass in der SPD 40 Abgeordnete sagen, wir machen jetzt doch die Koalition, aber jetzt definieren wir die Modernisierungsbedingungen ganz anders als vorher. Wenn solche Sachen passieren, das fände ich ermutigend, aber ich sehe es nicht. Meine Studenten selber sagen immer, ja, hoffentlich kriegen wir noch eine Zukunft, ich sage, ihr müsst die machen (lacht). Hier wird das gelernt, jetzt fangen wir mal an und machen ein Seminar, wie machen wir die Zukunft. Es geht nicht anders.

StadtZEIT In den traditionsreichen Universitätsstädten wie Freiburg oder Tübingen haben die Universitäten immer auch impulsgebend auf die Städte eingewirkt. Ist das vorbei?

Priddat Wir machen jetzt ein Projekt, algorithmengesteuerte Busse, erstmal für die Studenten, dann aber gleichzeitig für die Bevölkerung. Wenn einer einen Bus braucht, dann ruft er an mit einer App, dann kommt der Bus angefahren und jeder wird individuell über den Algorithmus irgendwohin gefahren. Das kostet etwas mehr als der normale Bus, aber es ist viel billiger als das Taxi. Natürlich ist klar, dass die Stadt vorsichtig ist, sagt, oh, was werden die Taxifahrer sagen und was werden die Busunternehmer sagen, der VRR (Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, Anm. d. Red.)? Wir sagen, ist doch scheißegal, macht's doch, ist doch ein Experiment. Ihr kriegt wahrscheinlich Zuschüsse vom Verkehrsministerium, dann kucken wir mal, ob es funktioniert. Und wenn es funktioniert, dann entzieht ihr die Taxilizenzen. Dann dürfen die nur noch Krankenfahrten machen und die alten Busse sparen wir dann. Die Firma, die das gemacht hat, kommt von unseren Studenten, Absolventen, jetzt in Berlin. In Duisburg machen die das erste Experiment und haben jetzt 20 Landkreise in NRW, die auch anfangen, mit diesem Algorithmus zu arbeiten. Das zu Ihrer Frage, was die Uni der Stadt gibt. Also über diesen Weg fangen wir an, ein Verkehrskonzept zu machen. Die Uni wird auch größer, wir müssen ein Parkhaus bauen, wir müssen sowieso kucken, wie wir den Verkehr organisieren. Und da reicht nicht ein Bus mehr, sondern wir machen ein anderes Konzept. Dann werden sich aber alle aufstellen müssen, dann werden die Interessen neu verteilt. Taxifahren ist auf Dauer kein Projekt mehr. Nochmal zu Ihrer Frage: Wir sind dabei.

StadtZEIT Die Frage zielte aber weniger auf den wissenschaftlich-technischen, sondern mehr auf den kulturellen Bereich.

Priddat Lasst es, die Fenster waren geöffnet, jetzt gehen sie wieder zu. Historisch sind eben ein paar Chancen vorbei, die Leute sind seltsam vorsichtig. Und politisch engagiert? Nur ganz wenige.

StadtZEIT Herr Prof. Priddat, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Interview und Fotos (8): Walter Budziak, 22.11.2017

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