"Wittum, Brautgabe, Kirchengut, Dotierung; mittelhochdeutsch: wideme, Brautgabe; althochdeutsch: widamo (1. - 9. Jh.);
Wittum: Brautgabe, Mitgift, Kirchengut; westgermanisch: Brautgabe, Brautkauf; verbal: heiraten; Form: widemb, 15. Jh.,
Wittum, 17. Jh.",
steht im Köbler, Gerhard, Deutsches Etymologisches Wörterbuch, 1995.
Der Wittener Historiker Prof. Heinrich Schoppmeyer sieht keinen Zusammenhang mit einem solchen Namensursprung. Dann müsste der Name Witten
häufiger vorkommen, sagt er. Viele Schenkungen, besonders im kirchlichen Bereich, seien gemacht worden. Er vermutet die Namenswurzel
im germanischen Wort witan oder althochdeutsch wizzan, was soviel bedeutet wie 'Licht sehen, wissen, kennen, verstehen, erfahren, erkennen,
begreifen'
[?]QuelleHeinrich Tischner Etymologie, 2015
und verknüpft das mit der Farbe Weiß,
was auf das urkundlich belegte Prägen von Silbermünzen zurückgehen könne.
Witten als Prägeort nicht erwähnt
Laut Wikipedia historisch belegt ist
die Witte (auch Witten, Wittenpfennig) im 14. Jahrhundert in den norddeutschen Städten Hamburg, Wismar, Lüneburg,
Rostock und Stralsund, die sich innerhalb des Wendischen Münzvereins über Aussehen,
Gewicht und Feingehalt der Witten geeinigt haben sollen. Außerhalb des Wendischen Münzvereins entstanden Witten in Pommern und Holstein,
im 16. Jahrhundert
für kurze Zeit auch in der Grafschaft Hoya, in Diepholz und Rietberg, im Bistum Verden und in Stade.
Ein Witten als Prägeort wird nicht erwähnt.
Bei 62 Einwohnern (Wityń) bzw. 138 Einwohnern (Víteň)
[?]Stand: 1905Ralph Anton Deutsche Schutzgebiete, 2010,
sowie acht Bauernhöfen im holländischen Witten des 18. Jahrhunderts
erscheint ein derartiger Namensursprung eher unwahrscheinlich, wenngleich in der Nachbarschaft zu Víteň im 15. Jahrhundert
Silbervorkommen entdeckt wurden. Die Lagerstätten waren aber schnell erschöpft, die Bergwerke wurden im 16. Jahrhundert
bereits wieder aufgegeben.
Ende einer 700-jährigen Geschichte deutscher Hoheitlichkeit
Hinter Frankfurt (Oder) und dem oberpfälzischen Neukirchen beim Heiligen Blut war
mit Kriegsende 1945 Schluss mit deutscher Namensgebräuchlichkeit. Mit dem Potsdamer Abkommen
wird ein Viertel der ehemals preußischen Provinz Brandenburg polnisches, das ehemalige Königreich Böhmen tschechisches Hoheitsgebiet.
Das betraf im ehemals Brandenburgischen auch den Kreis Züllichau-Schwiebus,
zu dem die Ortschaft Witten gehörte, schreibt Ralph Anton, Herausgeber der Internetseite "Deutsche Schutzgebiete",
inzwischen auch akademisch als Quelle anerkannt. Damit endete in der Gegend zwischen Frankfurt (Oder) und dem früheren Grünberg (Zielona Góra)
eine rund 700-jährige Geschichte deutscher Hoheitlichkeit. Ursprünglich von Slaven besiedelt (Swebyssen), hatten Kreuzritter,
Markgrafen, Kurfürsten und Kaiser seit 1228 die Geschicke
dieses Gebiets bestimmt. Erstmals als Stadt urkundlich erwähnt wird Schwiebus schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Nach Ralph Anton durchlebte Witten im ehemaligen Königreich Böhmen, Teil der Donaumonarchie Österreich-Ungarn,
allein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine ebenso bewegte Geschichte.
Deutschböhmen und Sudetenland von tschechischen Truppen besetzt
Am 28. Oktober 1918 als eigenständige Tschechoslowakei proklamiert,
erklärten einen Tag später die aus Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien
stammenden Reichsratsabgeordneten die Bildung von Deutschböhmen und Sudetenland.
Am 11. November 1918 besetzten tschechische Truppen
das Gebiet. Bis Februar 1919. Frankreich setzte am 27. Februar 1919
der Anschluss Deutschböhmens und Sudetenlands
an die Tschechoslowakei durch.
Die darauf folgenden Proteste wurden niedergeschlagen. 54 Menschen sollen getötet
und etwa 1 000 verletzt worden sein.
Der Vertrag von Saint-Germain vom 10. September 1919 besiegelte die staatsrechtliche
Anerkennung dieser Annexion.
Nationalsozialisten gründen "Protektorat Böhmen und Mähren"
Das Münchner Abkommen vom 29. September 1938, unterzeichnet von
Großbritannien, Frankreich, Italien und dem Deutschen Reich,
bestimmte den Anschluss
der Sudetengebiete an das Deutsche Reich. Im März 1939 wurde das restliche
Staatsgebiet der Tschechoslowakei von deutschen Truppen besetzt
und das "Protektorat Böhmen und Mähren" gegründet. Die Slowaken
gründeten daraufhin eine eigene "Slowakische Republik".
Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde die Tschechoslowakei in den Grenzen von 1919,
ausgenommen die Karpatoukraine (Sowjetunion),
wiederhergestellt. Drei Millionen Sudetendeutsche wurden vertrieben oder wanderten aus.
20 000 bis 30 000 Menschen sollen
getötet worden sein. Manche Historiker verzeichnen über 200 000 Tote.
Anders als in vielen anderen Ortschaften packte in Víteň nach
Kriegsende 1945 nur ein deutscher Mitbürger seine Koffer,
wie Zeitzeugen berichten. Die Liste der Vertriebenen aus dem ehemals preußischen Witten
ist amtlich dokumentiert und länger.
Ritterliche Schenkung an ein Nonnenkloster
Im Vergleich zu den namensgleichen brandenburgischen und böhmischen Ortschaften
wurde im holländischen Witten eine ruhigere Kugel geschoben. Den Bischöfen von Utrecht
unterstellt, gehörte die Gemarkung von 1261 bis 1580 zur Nonnenabtei Assen und trug dazu bei,
die Versorgung des Klosters zu gewährleisten. Im Mittelalter war Witten neben Loon die größte Ansiedlung
in der späteren Gemeinde Assen
[?]QuelleH. Gras (Hrsg.),
Geschiedenis van Assen, Verlag Van Gorcum & Comp, Assen 2000.
Vielleicht erfolgte die ritterliche Schenkung der Bauernschaft
aber auch erst 1294. In dem Jahr wird Witten in Holland erstmals urkundlich erwähnt. Witten in Holland war somit eindeutig ein
Kirchengut, Münzen zu prägen gehörte sicherlich nicht zu den Aufgaben der Bewohner der wenigen
Gehöfte.
Witten an der Ruhr ist "mit der (...) Erwähnung eines Geistlichen, 'Antonius, decanus in Wittene'", 1214 erstmals urkundlich belegt
[?]QuelleWikipedia, Geschichte der Stadt Witten;
Zitat aus: Heinrich Schoppmeyer, Witten. Geschichte von Dorf, Stadt und Vororten; 2012.
Die damaligen geschichtlichen Zeitläufte berücksichtigt,
erscheint ein Zusammenhang namentlich und kirchlich nicht abwegig. In amtlichen Dokumenten wird Witten in Holland heute als
"Klostersiedlung an der Kirchenstraße zwischen Witten und Rolde"
bezeichnet.
Nach der Reformation und der damit einhergehenden Kirchenreform wurden Kirchengüter weitgehend
säkularisiert. Die Gemarkung Witten geriet 1602 in den Besitz der Grafschaft Drenthe, bis 1796 eine hohe Schuldenlast
das infolge der französischen Revolution gegründete Revolutionskommitee und die Bürgerversammlung zwang,
Ländereien der Provinz Drenthe zu verkaufen. Ganz Holland stand bei Frankreich mit 100 Mio. Gulden in der Kreide.
Drenthe musste sich an der Tilgung beteiligen.
Eine Liste dokumentiert die Namen
der acht neuen Besitzer, allesamt Erben alteingesessener Pächter. So zahlte der Bürger Geert Remmelts te Assen
4 150 carolus gulden für
Bauland und elf Tagwerk Ackerland. Die Jahrhunderte währende Beständigkeit der Bewohnerschaft
zeigt ein Vergleich der nebenstehenden Skizzen
[?]QuelleJ. E. Ennik, NDVA, Nr. 94, 1977, S. 41/42.
Einige der ehemaligen Bauernhöfe stehen heute unter Denkmalschutz.
Spannend bleibt die Antwort auf die Frage, aus welcher der insgesamt vier Ortschaften mit dem Namen "Witten"
im Europa der vorigen Jahrhunderte Siedler in die Welt ausschwärmten und den Namen ihrer alten Heimat in ihre neue Heimat
mitnahmen.
Witten weltweit (nur Ortsnamen):
Witten, Limpopo, Südafrika
Witten/New Witten, South Dakota, USA
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