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ZWISCHEN ARBEITSPLATZ UND WIRTSCHAFTSSTANDORT
Serie "Elektromobilität in Witten" [?]Elektromobilität in Witten 1 Mio. Elektro-Pkw sollen bis 2020 auf deutschen Straßen fahren. Diesem steilen Vorsatz konnten die Neuwagenkäufer bislang nicht viel abgewinnen. Seit Mai 2016 ködert die Bundespolitik mit einer Umweltprämie. Aus der tröpfelnden Nachfrage soll ein Kaufrausch werden. Anlass genug, bei den Wittener Autohändlern nachzufragen, wie der Verkauf läuft und wie sie die Prognosen einschätzen. Und in der Stadt nach Vorboten einer elektromobilen Zukunft zu suchen., Teil 1: WH Autozentrum Witten-Hattingen
Hoffen auf nächste Modellgeneration

Text und Fotos (6): Walter Budziak, 18.1.2017

Beide e-Modelle, Golf und Up, zusammengerechnet, kommt VW 2015 auf 1 639 Neuzulassungen [?]QuelleKraftfahrtbundesamt (KBA). Der Handel habe einiges investiert und sich auf eine steigende Nachfrage vorbereitet. Die sei bisher aber ausgeblieben. Nicht nur lange Ladezeiten und geringe Reichweiten bremsen den Absatz. Auf gezielte Produktwerbung wird daher bis auf weiteres verzichtet.

„Recht gut aufgestellt“ sieht sich Klaus Grohnert, Geschäftsführer des WH Autozentrums Witten-Hattingen an der Dortmunder Straße, seit die Bundespolitik im Mai eine Kaufprämie für Elektrofahrzeuge von 4 000 Euro ausgelobt hat, die sich Staat und Hersteller teilen. Einen hohen fünfstelligen Betrag habe er investiert, um den Anforderungen bei Verkauf und Service gewachsen zu sein.

Die Fahrzeuge mit der abgasfreien Technik ins Sortiment zu nehmen bereitet noch die geringsten Schwierigkeiten. Die Werkstätten müssen mit komplett anderen Mess- und Wartungsgeräten ausgestattet werden. Hohe Kosten entstehen auch, wenn Kundenberater, Mechaniker und Techniker Schulungslehrgänge absolvieren.

„Keinerlei merkbare Auswirkungen“

Ob sich der Aufwand rechnet, könne er noch nicht sagen. Der Markt sei „im Moment nicht ganz einfach“. Die Zahlen des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) geben ihm Recht. Insgesamt 5 129 Käufer beantragten in Deutschland für neu zugelassene "reine Batterieelektrofahrzeuge" (Stand: 1. Januar 2017) den Umweltbonus. Mit 189 e-Golf und 164 e-Up fuhr die Wolfsburger Elektroflotte hinter BMW, Renault und Audi nur an vierter Stelle ins neue Jahr. Seit dem Start der Umweltprämie am 18. Mai 2016 landeten bis zum Jahreswechsel für ganz NRW nur 898 Anträge auf den BAFA-Schreibtischen.

Rein elektrisch fahren bei VW, die Marke, die das WH Autozentrum vertreibt, derzeit der e-Up, das kleinste Modell im Programm, und ein e-Golf. In der Golf- und Passatklasse steht noch ein Modell mit Hybridtechnik, die Kraftstoff und Batteriestrom als Antriebsquellen kombiniert, in den Verkaufsräumen. Die Listenpreise beginnen bei 26 900 Euro für einen elektrischen Up und 34 900 Euro für einen e-Golf.

Auf die Kaufprämie angesprochen, kann Grohnert „keinerlei merkbare Auswirkungen“ erkennen. Auch für Nadine Meschede, im WH Autozentrum für das Marketing verantwortlich, macht die Prämie den Preis „nicht viel attraktiver“. Sie verweist allerdings auf die überdurchschnittlich gehobene Ausstattung der E-Modelle, die den Abstand zu den Preisen herkömmlich angetriebener Fahrzeuge relativiere.

Freie Ladestation am Haus

Gleichwohl verzichtet das WH Autozentrum, obwohl „Pilotpartner“ des Herstellers, auf gezielte Produktwerbung bei VW-Elektromodellen. Die Nachfrage sei noch zu gering. Gute Resonanz finde das Thema Elektrofahrzeuge aber vor Ort auf Märkten und Festen. Die ausgestellten Fahrzeuge und das Angebot einer spontanen Probefahrt kämen gut an bei den Leuten. So lasse sich besser zeigen, „dass wir auch Elektro können“, sagt die diplomierte Betriebswirtin.

Demnächst werde auch ein e-Golf bei Hol- und Bringfahrten mit Werkstattkunden eingesetzt, kündigt Meschede an. Eine Ladestation am Haus gehört schon länger zum Service und zur Marketingstrategie. Installiert wurde die Ladestation nicht nur für die hauseigene Hybrid- und Elektroflotte. Jeder mit einem solchen Auto der Marke VW kann sie anzapfen und seine Batterien nachladen. Zugänglich ist die Ladestation bei geöffnetem Geländetor im Winter zwischen 7 und 21 Uhr sowie im Sommer zwischen 6 und 22 Uhr an sieben Tagen in der Woche.

Ein "Riesenzulauf" sei aber bisher nicht erfolgt, sagt Tönnes. Ein Grund könnte in den Ladezeiten liegen. Ein Hybridmodell steht etwa drei Stunden an der Stromquelle, ein E-Fahrzeug zwischen fünf und sechs Stunden. Auch daran werde aber sicher weiter gearbeitet, so Tönnes. „Das Thema baut sich langsam auf“, ist sich auch Marketingexpertin Nadine Meschede sicher.

„Einfach elektrisch“ in Fotoposition rangiert

E-Mobilitätsberater Tobias Tönnes äußert sich ähnlich zuversichtlich. Noch zögerten die meisten Kunden wegen der geringen Reichweiten, höchstens 160 Kilometer beim e-Up, 190 Kilometer beim e-Golf, und dem weitmaschigen Netz an Ladestationen, das neben den Ladezeiten die Reisegeschwindigkeit zusätzlich einschränken kann. Und für 90 Prozent der Kunden seien E-Fahrzeuge „Neuland“. Dies werde sich aber ändern, wenn die nächste Modellgeneration mit Reichweiten von mindestens 300 Kilometern vorfahre, prognostiziert Tönnes optimistisch.

Wer dabeisteht, wenn Nadine Meschede im geschlossenen Ausstellungsraum „einfach elektrisch“ Gas gibt, um einen e-Up lautlos und abgasfrei in Fotoposition zu rangieren, möchte dem Verkaufsprofi beipflichten. Zu kaufen war das Fahrzeug nicht mehr. Es hatte am Vortag den Besitzer gewechselt. Der Privatmann, dessen Name nicht genannt wird, möchte mit seiner Familie in die Mobilität der Zukunft starten.


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